schmelzen

schmelzen

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schmel|zen ['ʃmɛlts̮n̩], schmilzt, schmolz, geschmolzen:
1. <itr.; ist unter Einfluss von Wärme flüssig werden:
das Eis schmilzt [an/in der Sonne]; bei einer bestimmten Temperatur schmelzen.
Syn.: sich auflösen, tauen, zerfließen, zergehen, zerrinnen.
2. <tr.; hat durch Wärme flüssig machen:
Erz, Eisen schmelzen; die Sonne schmolz den Schnee.
Syn.: auflösen, auftauen, zerlassen.

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schmẹl|zen 〈V. 223
I 〈V. tr.; hatdurch Hitze flüssig machen (Butter, Eis, Metall, Wachs) ● die Sonne schmilzt das Eis, den Schnee; Eisen \schmelzen
II 〈V. intr.; ist
1. vom festen in den flüssigen Zustand übergehen, z. B. durch Wärmezufuhr flüssig werden, zerfließen
2. 〈fig.〉 weichwerden
● sein Herz schmolz, als er sie sah, reden hörte 〈fig.〉; der Schnee ist (in der Sonne) geschmolzen; \schmelzend 〈fig.〉 schmachtend, übertrieben gefühlvoll; \schmelzender Gesang; eine \schmelzende Stimme haben; \schmelzend singen
[zu I: <ahd. smelzan <germ. *smeltan; zu idg. *(s)meld-, *(s)smel- „zerreiben, zermahlen“; verwandt mit mahlen, Mehl, Milbe; zu II: <ahd. smelzen <germ. *smaltian; zu schmelzen „flüssig werden, zerfließen“]

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Schmẹl|zen: unter Aufnahme thermischer Energie (Schmelzenthalpie) erfolgender Übergang eines Stoffes vom festen in den fl. Aggregatzustand, sobald der Schmelzpunkt des Stoffes erreicht ist u. dessen Gitterstruktur zusammenbricht. – Ggs.: Erstarren (1), Gefrieren.

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schmẹl|zen <st. V.>:
1. <ist> [mhd. smelzen, ahd. smelzan (st. V.), eigtl. = weich werden, zerfließen] unter dem Einfluss von Wärme flüssig werden, zergehen:
Quecksilber schmilzt schon bei ca. ‒38°;
der Schnee ist [in/an der Sonne] geschmolzen;
<subst.:> das Zinn zum Schmelzen bringen;
Ü unsere Zweifel schmolzen (schwanden) schnell.
2. <hat> [mhd., ahd. smelzen (sw. V.), urspr. Kausativ zu schmelzen (1)] durch Wärme flüssig machen, zergehen lassen:
Erz s.;
die Sonne schmolz den Schnee.

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Schmelzen,
 
der Übergang eines Stoffs vom festen in den flüssigen Aggregatzustand durch einen Phasenübergang I. Art, Umkehrung des Erstarrens. Das Schmelzen eines reinen, kristallinen Stoffs setzt ein, sobald seine Temperatur den Schmelzpunkt erreicht. Die thermische Energie der Atome oder Moleküle (in Form von Wärmeschwingungen um ihre Ruhelage im Kristall) wird dann größer als ihre Bindungsenergie. Während des Schmelzens bleibt die Temperatur konstant, die dabei aufgenommene Energie ist die Schmelzenthalpie. Die meisten Stoffe vergrößern ihr Volumen beim Schmelzen. Nach dem Le-Chatelier-Braun-Prinzip steigt bei ihnen der Schmelzpunkt mit zunehmendem äußerem Druck (gemäß der Clausius-Clapeyron-Gleichung); die Erhöhung des Schmelzpunktes um 1 K erfordert im Allgemeinen Drücke von 106 bis 107 Pa. Bei wenigen Stoffen wie z. B. Wasser (Anomalie des Wassers), Wismut und Gallium ist das Volumen in der festen Phase größer als in der flüssigen, sodass der Schmelzpunkt mit steigendem Druck sinkt (Regelation).
 
Die Abhängigkeit des Schmelzpunktes vom Druck wird im p-T-Diagramm durch die Schmelzdruckkurve beschrieben. Eine unterkühlte Schmelze (Unterkühlung) kann vorliegen, wenn die zur Erstarrung notwendigen Kristallisationskeime fehlen. Amorphe (glasartige) Stoffe, die man als Flüssigkeiten mit großer innerer Reibung auffassen kann, haben keinen festen Schmelzpunkt. Ihre innere Reibung nimmt mit steigender Temperatur allmählich ab, bis schließlich ein leichtflüssiger Zustand erreicht ist.
 
Mischungen aus zwei Stoffen (binäre Systeme) besitzen meist einen niedrigeren Schmelzpunkt als die reinen Bestandteile (entspricht der Gefrierpunktserniedrigung beim Erstarren). Die Abhängigkeit des Schmelzpunktes vom Mischungsverhältnis lässt sich in einem Schmelzdiagramm grafisch darstellen, an dessen Gestalt die Bildung von Mischkristallen oder Phasenumwandlungen abzulesen ist. Dabei heißt die Mischung mit dem niedrigsten Schmelzpunkt Eutektikum. Gemische aus einer größeren Anzahl von Bestandteilen (Wachs, Paraffin u. Ä.) haben keinen bestimmten Schmelzpunkt. Sie durchlaufen beim Erwärmen ähnlich wie amorphe Stoffe ein mehr oder weniger ausgedehntes Schmelzintervall in der Temperatur zwischen beginnender Erweichung und vollständiger Verflüssigung.
 
In der Technik findet das Schmelzen vielfältige Anwendung, z. B. als physikalisches Verfahren zur Trennung oder Reinigung von Stoffen, in Verbindung mit chemischen Prozessen als oxidierendes Schmelzen (Frischen von Roheisen zu Stahl) oder reduzierendes Schmelzen beim Hochofenprozess (Eisen, Gewinnung).
 

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schmẹl|zen <st. V.> [1: mhd. smelzen, ahd. smelzan (st. V.), eigtl. = weich werden, zerfließen; 2: mhd., ahd. smelzen (sw. V.), urspr. Veranlassungsverb von ↑schmelzen (1)]: 1. unter dem Einfluss von Wärme flüssig werden, zergehen <ist>: Quecksilber schmilzt schon bei ca. —38º; der Schnee ist [in/an der Sonne] geschmolzen; Die Platte wird in der Röhre gut durchgehitzt, bis der Käse geschmolzen ist (Horn, Gäste 178); <subst.:> das Zinn zum Schmelzen bringen; Ü Je näher aber die Truppen ... anrücken, desto mehr schmilzt (schwindet) das Ehrgefühl am königlichen Hofe (St. Zweig, Fouché 173); Mein Stolz und mein Trotz schmolzen (schwanden; Hartung, Piroschka 20). 2. durch Wärme flüssig machen, zergehen lassen <hat>: Erz, Eisen s.; die Sonne schmolz den Schnee; Ü ... von dieser Angst, die die Knochen zu Gelatine schmilzt (Remarque, Funke 126); wo die europäische Zivilisation wie eine Stichflamme die alten Bindungen schmilzt (Bamm, Weltlaterne 100). ∙ 3. <auch sw. V.:> Wohl ist es keiner von den weichen Toren, die eine falsche Weiberträne schmelzt (Schiller, Maria Stuart I, 3); Sie war bürgerlicher Geburt, ... aber ihr Anblick schmelzte die Vorurteile des Adels hinweg (Schiller, Räuber III, 2).

Universal-Lexikon. 2012.

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